Freitag, 17. Februar 2023
Alexander Naaß begab sich freiwillig in die Wohnungslosigkeit. Ein halbes Jahr lebte er in Wien, dann eine Zeitlang in Nürnberg, später in Neumarkt in der Oberpfalz und in Bregenz am Bodensee. „Ich war mal hier und mal dort“, sagt er. Geschlafen hat er bei Freunden oder einfach bei Leuten, die er unterwegs kennengelernt hat. Vier Jahre lang ließ sich Alexander Naaß so durchs Leben treiben. 2012 zog er zu einer Freundin nach Regensburg, bei der eine Weile unterkommen konnte. „Das ging dann nicht mehr“, sagt er. Da er genug davon hatte, sich immer wieder neue Bleiben zu suchen, ließ er sich helfen.
An diesem Punkt kommt schon einmal der Werkhof ins Spiel. Das Jobcenter schickte ihn in den Inklusionsbetrieb, um sich beraten zu lassen. Ein ehemaliger pädagogischer Mitarbeiter des Betriebs unterstützte Naaß dabei eine kleine Wohnung in Regensburg zu finden. „Es war ein tolles Gefühl, endlich eigene vier Wände zu haben“, sagt er. Doch an seinem Lebensstil änderte sich zunächst trotzdem nichts. „Alkohol und Drogen bestimmten weiter meinen Alltag“, räumt er ein.
Die Reißleine zog Alexander Naaß erst Mitte 2021 mit Anfang 30. Seine damalige Freundin war schwanger. „Als ich das erfuhr, reichte es mir“, sagt er. „Ich wollte nüchtern werden.“ Für Alexander Naaß sollte mit Alkohol, Cannabis und Speed Schluss sein. „Jetzt hatte ich Verantwortung.“ Mit der Beziehung klappte es zwar nicht dauerhaft, aber Alexander Naaß zog sein Ding durch. Er bekämpfte erfolgreich seine Sucht. Der Wille, sich gut und regelmäßig um seine kleine Tochter kümmern, half ihm dabei. Heute absolviert er beim Werkhof eine vom Jobcenter geförderte Umschulung zum Schreiner.
Für die pädagogische Leitung des Werkhofs Hilde Eisenhut und den Schreinermeister Ernst Fieger ist seine Entwicklung ein großer Erfolg. „Er macht seine Sache richtig gut“, lobt Eisenhut. Da er den Werkhof bereits vor Ausbildungsbeginn kannte, wusste er, was auf ihn zukommt. Regelmäßig ist er nun seit September auf Baustellen unterwegs, bearbeitet Holz, baut Möbel in der Werkstatt und besucht zudem die Berufsschule. Innerhalb von zwei Jahren soll er nun zum Schreiner ausgebildet werden. Damit das klappt, gibt es im Betrieb ausbildungsbegleitende Hilfen. „Für die Umschüler ist es eine große Erleichterung, vor Ort Unterstützung zu finden“, weiß die pädagogische Leitung aus Erfahrung. Aktuell gibt es neben Naaß noch weiter Umschüler in der Verwaltung, in der Schlosserei und bei den Malern im Werkhof. „Wir bieten das regelmäßig für geeignete Bewerber an“, sagt Eisenhut. Die langfristigen Aussichten der Umschüler sind sehr gut. „Das Handwerk sucht Fachkräfte.“
Der Artikel ist erschienen in der Februar Ausgabe des Sozialmagazin Donaustrudl.
Text und Fotos: Martina Groh-Schad